Gender ­Gap ­Simulator

titelBild

Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern haben viele Ursachen: die Verteilung der Stundenlöhne, aber auch die Arbeitszeit oder die Erwerbsbeteiligung.

Der Gender Gap Simulator zeigt in drei Szenarien, wie sich Änderungen solcher Strukturen auf Verdienstungleichheit auswirken.

Szenario 1: Der Gender Pay Gap

Wie wirkt sich eine Lohnobergrenze auf die Verdienstunterschiede aus?

Die ungleiche Verdienstverteilung von Frauen und Männern lässt sich gut erkennen, wenn man alle Beschäftigten entsprechend der Höhe ihres Bruttostundenverdienstes sortiert und anschließend zehn gleich große Beschäftigtengruppen (sogenannte Dezile) bildet. Während in den verdienstschwächeren Beschäftigtengruppen das Verhältnis zwischen den Geschlechtern noch relativ ausgewogen ist, dominieren die Männer die drei verdienststärksten Gruppen. Besonders groß ist der Unterschied unter den Spitzenverdienenden in der 10. Gruppe: Hier sind gerade einmal 25 % Frauen.

Probieren Sie aus: Wie würde eine fiktive Lohnober- oder Lohnuntergrenze den Gender Pay Gap beeinflussen? – Wählen Sie eine Variante oder beide.

Die Annahme fiktiver Lohnunter- oder Lohnobergrenzen hätte jeweils sehr unterschiedliche Effekte auf den Gender Pay Gap. Bei einer unteren Lohngrenze würden etwas mehr Frauen als Männer von höheren Bruttostundenverdiensten profitieren. Dennoch würden die durchschnittlichen Bruttostundenlöhne von Frauen und Männern nahezu gleich stark ansteigen, sodass sich der Gender Pay Gap kaum verringern würde. Von einer fiktiven Lohnobergrenze wären mehr Männer (14 %) als Frauen (5 %) betroffen: Der Gender Pay Gap würde deutlich sinken.

Die Simulation zeigt, dass insbesondere männliche Topverdiener den Gender Pay Gap in die Höhe treiben.

Neben unterschiedlichen Bruttostundenverdiensten ist Teilzeitarbeit eine Triebkraft für Verdienstungleichheit bezogen auf Bruttomonatsverdienste. Darum geht es im nächsten Szenario.

Szenario 2: Der Gender Hours Gap

Wie verändert sich der Verdienstunterschied pro Monat, wenn Frauen und Männer gleich viele Stunden arbeiten?

Frauen arbeiten fast dreimal so häufig in Teilzeit wie Männer. Während Frauen 2023 im Schnitt 121 Stunden pro Monat einer bezahlten Arbeit nachgingen, waren es bei den Männern 148 Stunden. Der Gender Hours Gap, der diese Stundenlücke misst, beläuft sich damit auf 18 %.

Carearbeit – Kinderbetreuung und die Pflege bedürftiger Menschen – war für Frauen 2022 einer der Hauptgründe, in Teilzeit zu arbeiten. Dagegen gaben Männer an, hauptsächlich aufgrund eines Studiums oder einer Schulausbildung mit reduziertem Stundenumfang zu arbeiten. Besonders selten nannten Männer Kinderbetreuung als Grund für Teilzeitarbeit. Diese unterschiedliche Priorisierung von Frauen und Männern kann auf das stereotypische Rollenbild mit dem Mann als Hauptverdiener hinweisen, der in seine Karriere investiert, und der Frau als Dazuverdienerin, die den Großteil der Carearbeit leistet.

Ein reduzierter Stundenumfang hat erhebliche Auswirkungen auf den Bruttomonatsverdienst und somit auf die tatsächliche Einkommenssituation. So fällt die Lohnlücke im Monat mit 32 % (2023) bedeutend höher aus als der Verdienstabstand pro Stunde mit 18 %. Teilzeiterwerbstätigkeit hat langfristig auch Auswirkungen auf die soziale Absicherung im Rentenalter, weil die Betroffenen weniger Rentenansprüche erwerben.

Vergleichen Sie: Was ändert sich, wenn Frauen und Männer die gleiche Anzahl an Stunden erwerbstätig sind? – Wählen Sie eine Variante.

Verdienstungleichheit wird maßgeblich von der weiblichen Teilzeiterwerbstätigkeit bestimmt. Eine ausgeglichenere Verteilung der Erwerbsarbeit auf Frauen und Männer würde den Verdienstabstand pro Monat bedeutend reduzieren.

Eine noch extremere Form dieser Ungleichverteilung liegt immer dann vor, wenn Frauen gar nicht am Erwerbsleben teilnehmen. Dies schmälert ihre finanziellen Möglichkeiten und verschärft die Verdienstungleichheit weiter. In welchem Ausmaß, zeigt das dritte Szenario.

Szenario 3: Der Gender Gap Arbeitsmarkt

Wie lassen sich Unterschiede in Stundenverdiensten, in der Arbeitszeit und bei der Erwerbsbeteiligung gleichzeitig messen?

Neben niedrigeren Stundenverdiensten und einer geringeren Stundenanzahl nehmen Frauen seltener am Erwerbsleben teil als Männer. Diese Lücke in der in der Erwerbstätigenquote beschreibt der Gender Employment Gap, der 2023 bei 9 % lag.

Sie haben nun drei verschiedene Gender Gaps kennengelernt, die jeweils einen Beitrag zur Verdienstungleichheit zwischen Frauen und Männern leisten. All diese Unterschiede vereint der Gender Gap Arbeitsmarkt und erlaubt damit einen umfassenden Blick auf die Verdienstsituation nach Geschlecht.

Denken Sie neu: Welche Auswirkungen können Sie auf den Gender Gap Arbeitsmarkt beobachten? – Verändern Sie eine oder mehrere der drei Komponenten.

Eine Angleichung der lohnbestimmenden Merkmale von Frauen und Männern bedeutet, dass Frauen und Männer in ähnlich bezahlten Berufen arbeiten und vergleichbare Bildungs- und Erwerbsbiografien aufweisen. Die Stundenverdienste von Frauen und Männern nähern sich deutlich an. Als Ergebnis erhält man den bereinigten Gender Pay Gap.

Selbst wenn Frauen und Männer über vergleichbare lohnbestimmende Merkmale verfügen, kann der Gender Gap Arbeitsmarkt noch sehr hoch ausfallen. Um diesen Unterschied spürbarer zu reduzieren, müssten der Gender Employment Gap und vor allem der Gender Hours Gap sinken. Oder anders ausgedrückt: Die Arbeitszeit müsste gleichmäßiger auf beide Geschlechter verteilt werden.

Der Gender Gap Arbeitsmarkt zeigt somit, dass sich Verdienstungleichheit zwischen den Geschlechtern nicht nur auf Unterschiede im Bruttostundenverdienst begrenzen lässt, sondern umfassender gedacht werden muss. Nicht am Erwerbsleben teilzunehmen beziehungsweise teilzeit- oder geringfügig beschäftigt zu sein, wirkt sich zudem auf die finanziellen Möglichkeiten aus: sei es in einem Monat, in einer ganzen Erwerbsbiografie oder – auf lange Sicht – später im Rentenalter.

Auch beim Vergleich mit anderen EU-Staaten liefert der Gender Gap Arbeitsmarkt umfassende Einblicke in die Verdienstsituation von Frauen und Männern.