1.1 Ein makroökonomischer Überblick

Welche wesentlichen Entwicklungstrends kennzeichnen die Wirtschaft der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten seit dem Jahr 2000? Wie haben sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP), die Investitionen und der Konsum entwickelt? Ist die Inflation hoch oder sind die Preise stabil geblieben? Geht die Erwerbslosigkeit insgesamt zurück?

EU-Wirtschaft durchläuft drei Phasen

Das BIP ist die Kenngröße, die am häufigsten zur Messung der Wirtschaftstätigkeit herangezogen wird. In den Jahren 2000 bis 2017 war das BIP-Wachstum in der EU einigen Schwankungen ausgesetzt. Zwischen 2001 und 2007 lag das jährliche Wirtschaftswachstum zwischen +1 % und +3 %. Von 2008 bis 2013 war die EU-Wirtschaft stark von der Finanzkrise betroffen, wobei das BIP im Jahr 2009 um mehr als 4 % und im Jahr 2012 dann noch einmal leicht zurückging. Seitdem hat sich die Wirtschaft kontinuierlich erholt. Zwischen 2014 und 2017 lagen die jährlichen Wachstumsraten bei etwa +2 %.

Insgesamt wurde im Euroraum und in den EU-Mitgliedstaaten ein ähnlicher Verlauf beobachtet. Die Schwankungen waren jedoch nicht in allen Mitgliedstaaten gleich groß. Die Auswirkungen der Finanzkrise waren insbesondere in Griechenland, Kroatien, Spanien, Portugal und Zypern zu spüren, wo das BIP in mehreren aufeinanderfolgenden Jahren schrumpfte.

Die Investitionen und der Konsum in der EU haben wie das BIP auch drei Phasen durchlaufen, wobei die Investitionen größeren Schwankungen unterlagen. Mit der Überwindung der Finanzkrise nahmen die Investitionen und der Konsum zwischen 2015 und 2017 kontinuierlich zu. Das jährliche Wachstum lag bei etwa 3 % bzw. 2 %.

Eine moderate Inflation

Die Inflation in der EU wird anhand der Entwicklung des Harmonisierten Verbraucherpreisindex gemessen. Zwischen 2001 und 2007 betrug die jährliche Inflationsrate in der EU etwa +2 %. Von 2008 bis 2011 unterlag die jährliche Inflationsrate größeren Schwankungen, während sie dann von 3 % im Jahr 2011 kontinuierlich auf 0 % im Jahr 2015 sank, bevor sie im Jahr 2017 1.7 % erreichte.

Dieses Bild zeigte sich so auch im Wesentlichen im Euroraum und in den meisten Mitgliedstaaten. 2017 waren die Inflationsraten am höchsten in Estland und Litauen (jeweils 3,7 %), Lettland (2,9 %) und im Vereinigten Königreich (2,7 %); am niedrigsten waren sie in Irland (0,3 %), Zypern (0,7 %) und Finnland (0,8 %).

Zinssätze sinken erheblich seit 2011

Die langfristigen Zinssätze können anhand der Entwicklung der Renditen für langfristige Anleihen bestimmt werden. Zur Jahrtausendwende lag der Zinssatz in der EU bei 5.3 %, danach pendelte er bis zum Jahr 2011 zwischen 4 % und 5 %. Seitdem ist er ständig gesunken und lag 2017 bei 1.3 %. Die Entwicklung in den Mitgliedstaaten nahm einen ähnlichen Verlauf. 2017 bewegten sich die Zinssätze in einem Bereich von 0,3 % in Litauen und Deutschland, 0,5 % in Dänemark, Luxemburg und den Niederlanden bis hin zu 3,0 % in Portugal, 3,4 % in Polen, 4,0 % in Rumänien und 6,0 % in Griechenland.

Euro legt gegenüber dem Britischen Pfund und dem US-Dollar zu

Betrachtet man die Wechselkurse, so hat der Euro gegenüber dem Britischen Pfund (von 0,61 Pfund für einen Euro im Jahr 2000 auf 0,88 Pfund im Jahr 2017) und dem US-Dollar (von 0,92 Dollar für einen Euro im Jahr 2000 auf 1,13 Dollar im Jahr 2017) an Stärke gewonnen, während er gegenüber dem Schweizer Franken schwächer geworden ist (von 1,56 Schweizer Franken für einen Euro im Jahr 2000 auf 1,11 Schweizer Franken im Jahr 2017).

Sinkende Erwerbslosigkeit

Nachdem die Erwerbslosenquote zwischen 2000 und 2005 relativ stabil bei etwa 9,0 % lag, sank sie bis auf 7,0 % im Jahr 2008. Ab diesem Zeitpunkt stieg die Quote in der EU kontinuierlich an und erreichte 2013 einen Spitzenwert von 10,9%. Mit der Konjunkturerholung sank die Erwerbslosigkeit danach bis auf 7,6 % im Jahr 2017. Die Entwicklung der Erwerbslosigkeit von Männern und Frauen sowie Jugendlichen zeigt einen ähnlichen Trend, wobei die Erwerbslosenquote bei Frauen etwas höher ist als bei Männern. Unter  Jugendlichen  ist die Quote etwa doppelt so hoch.

In den letzten Jahren war sowohl im Euroraum als auch in allen Mitgliedstaaten eine rückläufige Erwerbslosenquote zu verzeichnen. Dennoch gibt es weiterhin große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern: die Quoten bewegten sich 2017 in einem Bereich von 2,9 % in Tschechien, 3,8 % in Deutschland und 4,0 % in Malta bis zu 11,2 % in Italien, 17,2 % in Spanien und 21,5 % in Griechenland.

Makroökonomische Schlüsselindikatoren

Das Liniendiagramm zeigt die EU und zwei ausgewählte Länder.
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